Bei der Heilpädagogischen Arbeit mit Pferden steht nicht die reiterliche
Ausbildung im Vordergrund, sondern die persönliche, ganzheitliche
Förderung des einzelnen Menschen. Über den Kontakt zum
Pferd ist es möglich, eine günstige Beeinflussung der Motorik, der
Wahrnehmung, des Befindens und Verhaltens, der gesamten Entwicklung
zu erreichen. Körper, Bewegung und Verhalten des Pferdes
bieten unzählige Möglichkeiten in der pädagogisch/therapeutischen
Arbeit.
Das Pferd wirkt auf den Menschen immer als Ganzes ein, berührt
seinen Körper und Seele gleichermaßen. Die Wärme des Pferdes, das
weiche Fell sowie die unterschiedlichen Oberflächen (Schweif, Mähne,
Nüstern, Barthaare, Hufe) bieten taktile Reize, animieren zu Körperkontakt
und vermitteln ein Gefühl von Nähe. Zusammen mit der
Bewegung des Pferdes wirken diese Sinneseindrücke entspannend
und lösend.
Der dreidimensionale Bewegungsablauf des Pferdes im Schritt entspricht
dem Gangbild des Menschen und bietet so vielfältige Förderungsmöglichkeiten
im motorischen Bereich. Gleichgewicht und Balance
werden ebenso angesprochen wie Aufrichtung und Haltung.
Das Pferd ist ein soziales Wesen, neugierig und kontaktbereit. Es ist
in seinem Verhalten authentisch, konstant und verlässlich mit klaren
Reaktionen, anhand derer man neue Verhaltensweisen erproben
kann. Die sprachfreie Kommunikation ermöglicht auch einen Zugang
für Menschen, die der Sprache nicht gut mächtig sind oder dieser
nicht mehr vertrauen. Dadurch ist es möglich, Vertrauen aufzubauen,
aktiv Kontakt aufzunehmen, sich angenommen zu fühlen und zu
lernen, Ängste zu überwinden und eigene Grenzen zu erkennen. Der
Umgang mit einem so großen und starken Tier kann sich positiv auf
das Selbstbewusstsein auswirken.
Pferde sind in ihrer Versorgung vom Menschen abhängig. Sie fordern
damit zu verantwortlichem Handeln, Rücksichtnahme und Eingehen
auf ihre Bedürfnisse auf. Die Pflege des Tieres, des Sattelzeugs
und des Stalls werden als sinnvoll und zweckgerichtet verstanden
und erlebt. Die Beschäftigung mit den Pferden soll dazu beitragen,
positive Sozialisationsprozesse in Gang zu setzen und Störungen zu
beheben. Das Bedürfnis nach positiver Zuwendung wird befriedigt,
soziale Fertigkeiten werden trainiert, die oft anders gar nicht mehr
akzeptiert würden. Im Gruppenprozess kann nicht nur jeder Einzelne
seine Fähigkeiten entfalten, sondern auch die Gruppe wird homogener
und macht strukturelle Fortschritte.
Nicht zuletzt bedeutet der Umgang mit Pferden, der Natur und auch
der eigenen „Natürlichkeit“ wieder ein Stück näher zu kommen.
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